Was brauche ich mehr am Beginn dieses Jahres!

06.01.2024

Nichts brauche ich mehr in diesen so ganz anderen Tagen, in denen jede Nachrichtensendung meiner Seele zusetzt. Nichts brauche ich mehr als eben dies: dass ich Zuversicht habe. Zuversicht ist noch einmal etwas anderes als Optimismus. Es geht nicht darum, ob das Glas halbvoll ist (und nicht halbleer). Mein Optimismus ist fragil, zerbrechlich. Meine Zuversicht bleibt. Hält stand. Selbst dann, wenn vieles mir meine Hoffnung auf einen positiven Ausgang rauben will. Genau dann ist die Stunde der Zuversicht.

Zuversicht – in diesem Wort verbirgt sich ein richtungsgebundenes Schauen. Ein Schauen zu etwas hin und zu etwas hinauf. Aus dem Mittelhochdeutschen stammt dieser Begriff. Lässt sich seit eintausend Jahren nachweisen.

Wer zuversichtlich ist, schaut nicht weg. Schaut nicht zu Seite. Sondern schaut ausdrücklich hin. Und schaut nach vorne. Über den Tellerrand und das Ende des Tages hinaus. Ich schaue, weil meine Augen sich nicht zufrieden geben mit dem, was mir den Blick verstellt.

Wer Zuversicht hat, hat auch Zukunft. Vertraut darauf, dass es weitergeht. Ist überzeugt, dass – am Ende – alles gut wird.

„Wir sind von Wirklichkeit umzingelt!“ Robert Habeck hat das unlängst gesagt. „Wir sind von Wirklichkeit umzingelt!“ Da Durchlass zu finden, der Wirklichkeit ein Schnippchen zu schlagen mit der Kraft einer Glaubenszuversicht, die hilft, Durchgänge ins Leben freizuschneiden – darauf kommt es an.

Ich könnte keine Zuversicht haben, wäre bestenfalls ein Verdränger der Wirklichkeit, gäbe es nicht eine Macht, die meine Zuversicht speist. Immer wieder. Und immer wieder aufs Neue. Dieses unbedingte Vertrauen darauf, dass ich, dass ich Zukunft haben – manchmal gegen allen Augenschein – es lässt mich leben. Lässt mich hoffen. Lässt mich vertrauen.

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat i.R., Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, Opa, liest und schreibt gern.