EINFÜHRUNG VON CLAUS-PETER MOELLER ALS PRÄDIKANT
ANLÄSSLICH DER VISITATION DER
EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE GUNDELFINGEN
AM SONNTAG, DEN 11. JULI 2004 (5.S.N.TR.)

11.07.2004
Liebe Gemeinde!

Man soll die Feste feiern wie sie fallen, liebe Gemeinde! Zum einen die Visitation – das Fest der Begegnung mit dem Kirchenbezirk. Und zugleich noch das Fest der Einführung von Ihnen, lieber Herr Moeller, als Prädikant. Warum nicht beides zusammenbinden, haben wir uns im Vorfeld gefragt. Und der eine Anlass und der andere stehen ja durchaus nicht ohne Zusammenhang nebeneinander. Und so haben wir uns entschlossen, den Anlass der Visitation gleich für Ihre Einführung zu nutzen.

Visitation heißt ja nichts anderes als Besuch. Und ein Besuch ist doch in aller Regel ein Anlass, dem man mit freudiger Erwartung – und sei’s in Verbindung mit gewissen neugierigen Anspannung entgegensieht. Wiederseh’n macht Freude, sagen wir manchmal. Und etwas davon soll ich auch in dieser Visitation widerspiegeln. Visitationen dienen dem Ziel, die gegenseitige Verbundenheit zu stärken und zu feiern. Sicherzustellen, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren. Mit einem Fest zu begehen, dass wir gewissermaßen zur gleichen Familie – in diesem Fall zur großen, weltweiten Familie Gottes gehören.

Eine schöne Beschreibung dessen, wie wir als Visitationskommission unsere Aufgabe verstehen, finden wir im 1. Kapitel des 2. Korintherbriefes. Dort heißt es:

NICHT DASS WIR HERREN WÄREN ÜBER EUEREN GLAUBEN! NEIN - WIR SIND GEHILFEN EURER FREUDE.
DENN IHR STEHT IM GLAUBEN.


Zeichen dafür, dass diese Evangelische Kirchengemeinde Gundelfingen im Glauben steht, haben wir viele entdecken können. In den Gesprächen mit Ihrem Pfarrer und dem Kirchengemeinderat. In den Begegnungen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In der Wahrnehmung der vielen Aktivitäten.

Ein besonderes Zeichen dieser Vitalität des Glaubens ist die Tatsache, dass eines Ihrer Gemeindeglieder vom Landesbischof mit der Wahrnehmung der Aufgabe der öffentlichen Verkündigung und der Sakramentsverwaltung beauftragt wurde. Der Landesbischof hat darüber eine Urkunde ausgestellt, die ich Ihnen jetzt verlesen möchte:

Verlesung der Urkunde

Ein lapidarer Satz. Und doch zugleich ein große Aufgabe! Dass ich Sie heute ganz offiziell in Ihr Amt einführen darf, lieber Herr Moeller, ist eine der vielen Brechungen der Aufgabe, Gehilfe zur Freude zu sein.

Gehilfe zur Freude sind Sie dabei längst selber. Insbesondere durch Ihre Mitwirkung in den anderen Gottesdiensten. Dort ist es bisher vor allem Ihre musikalische Begabung, die Sie dafür einsetzen, anderen Freude zu machen. Durch Ihre Ausbildung im Prädikantengrundkurs wird das Spektrum Ihrer Möglichkeiten noch einmal entscheidend erweitert.

Es ist Ihnen wichtig, dass das Evangelium weitergesagt wird. So haben Sie, lieber Herr Moeller, Ihr Interesses in knappe Worte gefasst. Und Sie haben hier in Gundelfingen den Platz der Weitergabe dieser Guten Nachricht gleichsam vor die Haustür gelegt bekommen. An Ihrer Liebe zur Musik, die aus dem offenen Fenster zu hören war, hat sie Ihr Pfarrer erkannt.

Ein Glauben, der sich vernehmbar und hörbar macht – das ist es, worauf es ankommt. Das ist auch uns als Anregung – und als Aufgabe! - ans Herz gelegt. Christsein mit offenem Fenster. Gehilfin und Gehilfe zur Freude sein für andere. Und doch auch für sich selbst. Mit den Gaben, die Gott uns in die Wiege, oder noch besser: ins Herz und in den Mund gelegt hat.

Mit Ihrer Einführung als Prädikant kommen Herz und Mund, Musik und Wort in eine gewinnbringende Balance. Wird nicht nur das Keyboard, sondern auch der Zuspruch der Guten Nachricht für Sie in der Verantwortung für den Gottesdienst, in welcher Art auch immer, zum Ort, an dem Sie sich als Gehilfe zur Freude bewähren können. Gott stärke die Gaben, die er in sie gelegt hat, und lasse sie immer wieder neu zur reifen Frucht werden.
Amen.

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.