PREDIGT ZUR BARMEN 1
IM RAHMEN DER PREDIGTREIHE
ZUR THEOLOGISCHEN ERKLÄRUNG VON BARMEN 1934
IN DER HEILIGEIST-GEMEINDE KIRCHZARTEN
AM SONNTAG, DEN 12. SEPTEMBER 2004 (14.S.N.TR.)

12.09.2004
Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh 14,6)

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden. (Joh 10,1.9)


Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.


Liebe Gemeinde!

Die Erinnerung hat gegenwärtig Kultstatus. Nicht gibt es, woran nicht erinnert wird. Dieses Jahr zumal. Nur wenige Anlässe sei hier genannt. 60 Jahre seit der großen Invasion der Alliierten am 6. Juni, dem D-Day. Ebenfalls 60 Jahre seit der schrecklichen Bombardierung Freiburgs am 27. November. In einem Gottesdienst im Freiburger Münster werden wir dieser Katastrophe gedenken. 100 Jahre seit dem Aufstand der Hereros in Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia. Mit der Ermordung von mehreren zehntausend Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe war die Reaktion der deutschen Kolonialmacht schrecklich und maßlos.

Aber die Reihe ginge beinahe ins Unendliche weiter. Erinnert wird unterschiedslos alles, was in den Sinn kommt, ob 5 Jahre zurück oder 50 oder 500. Ob Opfer oder Täter. Ob Gründung oder Niedergang. Ob fiktiv oder wirklich. Denkmäler werden erbaut und Häuser der Geschichte geplant. Museen zeigen nicht länger nur Exponate einer fernen Vergangenheit, sondern rufen Geschichte in Erinnerung. Und nicht selten vor allem deren Irrungen und Verwirrungen.

Im Fernsehen jagt ein Rückblick den anderen. Ausstellungen zu den vermeintlich oder wirklich Großen der Geschichte haben Konjunktur. Irgendwann wird jeder und jede zur Zeitzeugin oder zum Zeitzeugen. Wird – im ungünstigeren Falle – aus vermeintlicher Ruhe herausgezerrt. Oder kann gar, wenn er oder sie Glück hat, mit der jeweils eigenen Version des „Ich war dabei“ einen Bestseller landen.

Erinnerung als Gesellschaftsspiel. Im Kleinen wie im Großen. In Staat und Gesellschaft. In Kultur und Kirche. Die Rückkehr der Erinnerung ist an sich nur zu begüßen. Ist ein Zeichen von Lernfähigkeit. „Die Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung“ steht in Yad Vashem, dem Gedenkort für die Opfer des Holocaust in Jerusalem zu lesen. Man kann es auch anders formulieren. Wer sich erinnert, entgeht dem Mechanismus der Verdrängung. Muss nicht lebenslang unberührbare Zonen mit sich herumschleppen. Kann etwas loswerden von dem, was sonst unter der Oberfläche unserer Seele herumwuchert. Oder noch einmal anders und noch einfacher: Nur wer sich erinnert, ist wirklich lernfähig.

Wer sich erinnert, legt zugleich ein Bekenntnis ab. Indem er oder sie wertet und einordnet. Es ist allemal ein großer Unterschied, ob man das Ende des zweiten Weltkriegs als Kapitulation beschreibt oder als Befreiung. Ob man wie der Titel des Films vom Ende Adolf Hitlers nur lapidar vom Untergang spricht oder ob man im Blick behält, dass es hier um das Ende eines wahrhaft bösen und schrecklichen Epoche der deutschen Geschichte geht.

Das Feld möglicher Anstrengungen um sich zu ereinnern, ist gegenwärtig weit und bunt. Aber nicht jede Form von Erinnerung ist den damit verbundenen Aufwand wert. Nicht jeder Erinnerung geht es darum, Zukunft zu ermöglichen. Spielarten des Voyeurismus mischen sich dazwischen. Zunehmend bleibt von dieser Erinnerung nur ihr Unterhaltungswert. Nicht selten – und viel schlimmer – wird sie zum Gradmesser des neuen Höhenflugs der Banalität. Oder zum Mittel der Selbsttäuschung und der Irrtumsverklärung.

Mitten in diesem Erinnerungsfestival, diesem Panorama des Rückblicks findet sich immer wieder auch die Kirche. Und nicht ohne Grund auch in diesen Tagen. Vor gut drei Monaten, in den letzten Maitagen, haben sich zum 70. Mal die Tage der Bekenntnissynode von Barmen gejährt. 70 Jahre Barmer Theologische Erklärung. Nein, die Erinnerung an Barmen ist in der Skyline unserer Erinnerungen nicht als Hochhaus erkennbar. Man muss sie suchen. Und wird eher an den Rändern fündig. Zwischen Barmer Ersatzkasse und Barmenia-Versicherungen. Und im Schatten anderer, anscheinend größere Monumente. Und während manche nur an das Wunder von Bern erinnert haben, erinnern andernorts Gemeinden - wie etwa ihre hier in Kirchzarten - gewissermaßen auf eigene Rechung, auf ihre je eigene Weise an die Synode von Barmen aus dem Jahre 1934.

Mag die Erinnerung, was ihre Quantität angeht, längst inflationär daherkommen. Im Blick auf ihre Qualität und auf Perspektive des erinnernden Blicks bleibt Lernbedarf angemahnt. Die Erinnerung an Barmen kann zentral gerade dazu einen Beitrag leisten.

Damit diese Erinnerung besser gelingen kann, ist ein kleiner historischer Vorlauf unumgänglich. Versetzen wir uns also 70 Jahre zurück. In die Gesellschaft, und vor allem in die Kirche des Jahres 1934 in Deutschland. Die Machtergreifung Hitlers hatte sich längst auch in der Kirche ausgewirkt. In Form der Anfälligkeit gegenüber deren zersetzender Ideologie. Aber in rasantem Tempo auch strukturell. „Es werden unter uns nur wenige sein, die sich dieser Wendung nicht von Herzen freuen“, schreibt Generalsuperintendent Otto Dibelius nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten vom 5. März 1933.

Die evangelische Kirche setzt Hitlers Gleichschaltungspolitik auch in den eigenen Reihen schnell um. Im Juli 1933 wird die neue Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche beschlossen. Ziel ist die Schaffung einer einheitlichen Nationalkirche. Im September 1933 wird Ludwig Müller zum Reichsbischof ernannt. Die Deutschen Christen gehen als stärkste Kraft saus den Kirchenwahlen hervor. Ganz offen sprechen sie von ihrer Absicht, „dem herrlichen Reich Adolf Hitlers die Kirche des Evangeliums zu geben, die das deutsche Volk geliebt hat und vom deutschen Volk geliebt wird.“

Die große Kundgebung im Berliner Sportpalast am 13. November 1933 öffnet zumindest einem Teil der Menschen, die der evangelischen Kirche angehören, die Augen. Die Deutschen Christen fordern vehement die Umsetzung des Arierparagraphen in der Kirche sowie die Reinigung der Theologie und der Kirche von den „orientalischen Einflüssen des Alten Testaments“.

Im weiteren Verlauf beginnt sich eine Gegenbewegung zu etablieren. Zu ihren Wurzeln gehört der Pfarrernotbund Martin Niemöllers sowie andere sogenannte freie Synoden. Zur ersten gewissermaßen gesamtdeutschen Synode wird für den 29- 31. Mai in das Gemeindehaus der Gemarker Gemeinde nach Barmen, einem Stadtteil von Wuppertal eingeladen. Dort wird über jene Erklärung beraten, die in den Gottesdiensten der kommenden Sonntage im Mittelpunkt der Predigt stehen soll.

Bei der Synode in Barmen treffen sich 139 Vertreter lutherischer, reformierter und unierter Kirchen, freier Synoden, Kirchentage und Gemeindekreise. Wir dürfen uns nicht täuschen. Die große Mehrheit dieser Synodalen ist durchaus national und keineswegs wirklich demokratisch gesinnt. Und der Vorwurf, es sei ihnen mehr um den Bestand ihrer Kirche als etwa um die bedrohten Menschen gegangen, ist schon oft erhoben worden - keineswegs gänzlich zu Unrecht. Aber dies ist Gottseidank nicht alles, was vom Ergebnis der Synode von Barmen bis heute erinnerungswürdig geblieben ist.

Am Ende – an dem schon benannten 31. Mai 1934 - und nach hartem Ringen konnte einmütig jener Text verabschiedet werden, der unter der Überschrift steht: Theologische Erklärung zur Lage der Deutschen Evangelischen Kirche. In nur 15 Tagen wurde aus einem ersten Entwurf der am Ende verabschiedete Text. Am Ende der einleitenden Sätze – sie können sie im Gesangbuch unter der Nummer 888 nachlesen - heißt es:

Wir bekennen uns angesichts der die Kirche verwüstenden und damit auch die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche sprengenden Irrtümer der Deutschen Christen und der gegenwärtigen Reichsregierung zu folgenden evangelischen Wahrheiten.

Um evangelische Wahrheiten geht es also. Wobei sich das Adjektiv evangelisch weniger auf die Konfession als auf die Verwurzelung im Evangelium der Bibel bezieht. Nicht ohne Grund steht darum am Beginn jedes der dann folgenden sechs Punkte ein biblisches Motto. Dem schließen sich eine These und eine Verwerfung an. Um den Auftakt, gewissermaßen um die mächtige Ouvertüre, soll’s heute gehen.

„Es ist ein Wunder vor unseren Augen.“ So urteilt ein Journalist im Wochenblatt „Unter dem Wort“ über die Barmer Erklärung. Ein Wunder ist es tatsächlich in vielfacher Weise. Die Gesinnung derer, die sich damals getroffen haben, und ihre Verwurzelung und Beheimatung in unterschiedlichen Kirchen hat ein solches Bekenntnis eigentlich von Anfang an zu einem unmöglichen Unternehmen gemacht. Dass dies dann eben doch geschieht, einmütig und in so großer theologischer Klarheit, damit durfte einfach niemand rechnen. Barmen bleibt ein Wunder – auch vor unseren Augen.

Ich will mich der ersten These von hinten nähern. Das heißt, ich will mit meinem Nachdenken mit der Verwerfung einsetzen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Noch einmal wird die Grundabsicht offengelegt. Es geht um die Wahrheit. Um die Wahrheit des christlichen Glaubens. Thema der Annäherung an die Wahrheit ist die Frage: Wo offenbart sich Gott? Wo und wie können wir etwas über Gott erfahren?

Diese scheinbar kluge und schon vielfach erörterte Frage theoretische, theologische Frage hat mit einem Mal einen konkreten Hintergrund. Denn um nichts anderes geht es als darum, ob die Herrschaft Adolf Hitlers und seine nationale, Blut und Boden ins den Mittelpunkt rückende Erhebung eine Quelle der Offenbarung Gottes ist. Aus heutiger Sicht scheint die Frage absurd. Aber erinnern sie sich: Die, die eben dies behaupten, haben wenige Monate vor der Barmer Synode die Kirchenwahlen haushoch gewonnen.

Die Frage, wo wir etwas über Gott erfahren können, war schon vor 70 Jahren keineswegs neu. Jede Theologengeneration hat eine eigene Antwort versucht. Jede dieser Antworten kann zunächst scheinbar Plausibilitäten für sich in Anspruch nehmen. Die drei traditionellen Antwortversuche waren aber mit einem Mal gewissermaßen ineinander gefallen. Erst die weit ausgezogene Linie, erst die Addition der Kraft der einzelnen Antwortversuche legt den Fehler im Grundansatz offen.

Eine Quelle der Offenbarung Gottes finden wir in unserem Inneren sagten die einen. In der Natur, sagten andere. In der Geschichte die dritten. Was die Deutschen Christen bekennen, bringt die im Keim längst schon enthaltene Entwicklung gewissermaßen auf den Punkt: die Aufhebung der nationalen Schmach von Versailles; das Gefühl der nationalen Erhebung, die Erfahrung des Aufgehobenseins in der Masse - dies alles vermittelt mit einem Mal Sinn. Dies alles trägt plötzlich religiöse Züge. Und man schaut nicht einmal vor der Formulierung zurück: „Durch Hitler ist Christus, Gott, der Helfer und Erlöser unter uns mächtig geworden.“

Der Irrsinn dieses Satzes liegt auf der Hand. Gilt dies in umgekehrter Weise aber auch für die Antwort-Alternative, die die erste Barmer These bietet? Die lautet in Gestalt des der Verwerfung voraussetzenden positiven Satzes:

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Theologisch unumstritten, muss auch dieser Satz erst um seine Bewährung kämpfen. Denn um die Wahrheit soll’s gehen. Nicht bloß um formale Richtigkeiten. Was bedeutet das denn nun wirklich: Jesus Christus ist das eine Wort Gottes? Wie ist das zu verstehen unter den konkreten Vorzeichen des Jahres 1934? Oder gar unter denen des Jahres 2004?

Wir müssen noch einmal genauer hinschauen. Die erste These leugnet nicht, dass es Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten gibt, die zentral mit unserem Gottesglauben zu tun haben. Aber die These besteht mit allem Nachdruck darauf, dass ihnen keine Offenbarungsqualität zukommt. Dass sie keineswegs zur Quelle dessen gehören, was wir in der Kirche feiern. Dass sie keinerlei Züge göttlicher Offenbarung an sich tragen.

Die deutliche Bezugnahme auf Jesus von Nazareth rückt gewissermaßen das zentrale Korrektiv, den alleinigen Maßstab in den Blick. Alles, was wir in der Kirche glauben, alles, was wir als tragenden Grund unseres Lebens bekennen, muss sich an der Person und an der Botschaft dieses Jesus messen lassen. Nicht im Sinne einer schlichten Nachahmung. Sondern im Sinne der Aktualisierung seines Lebensparadigmas. Und seines Gottesglaubens.

Um den Menschen war es ihm gegangen. Und nicht um Macht. Um Leben für alle, Leben, das diesen Namen verdient. Und nicht um die Umsetzung von Karriereplänen. Um Liebe war es ihm gegangen. Und nicht um Geld oder um Besitz. Um Frieden, um Schalom, nicht um ein Gleichgewicht des Schreckens. Um Gott war es ihm gegangen. Und um die Verbreitung der Hoffnung auf Gottes neue Welt. Dieser Christus ist Inhalt unseres Glaubens.

Das eine Wort Gottes, in dem Gott uns begegnet, ist niemand anderes als Gott selber. Gott spricht sich aus. Mischt sich ein. Darum bekennen wir den, an dem dieses bleibende Interesse Gottes an uns und an seiner Welt offenkundig wird, selber als Quelle der Gegenwart Gottes. Geben in unserem Bekenntnis zu Christus unserem Gottesbekenntnis einen Ort. Ob es Gott selber ist, dem wir begegnen, kann darum für uns nie losgelöst, absolut entschieden werden. Sondern immer nur in seiner Bezogenheit auf diesen Christus. Für uns ist das so. Für uns als Christinnen und Christen. Und unter dem Vorbehalt, dass unser Reden von Gott allemal ein Vorläufiges ist. Ein gebrochenes. Mühsam nach Worten suchendes. Und dass Gott für andere womöglich anderes in Geltung bringt. Oder in Geltung stehen lässt.

Für Menschen jüdischen Glaubens allemal, deren Zugang zum Gottesglauben unserem Zensieren und Rezensieren entzogen ist. Ein für allemal. Für Menschen, die in anderen religiösen Kontexten aufgewachsen und beheimatet sind doch wohl auch, die ebenso mit der Vielfalt und mit der Andersartigkeit Gottes rechnen können wie wir. Und womöglich doch auch für all die Menschen, für die Gott kein Thema ist. Oder kein Thema mehr. Und die in Gottes Barmherzigkeit besser aufgehoben sind als in unserer Rechthaberei.

Unbestreitbar bleibt: Wir haben ein Recht auf unser Leben und auf unsere Wünsche, wie wir es gestalten wollen – sofern wir dasselbe auch für die anderen respektieren. Wir haben ein Recht, unsere Lebenswelt zu gestalten, sofern wir anderen deren Recht nicht streitig machen. Doch wir dürfen das, was unseren Sehnsüchten entgegenkommt und wo wir fündig zuwerden hoffen auf unserer Suche nach Sinn, nicht als Quelle der Offenbarung Gottes missverstehen. Selbst wenn es harmloser daherkommt als Glaubenssätze der Deutschen Christen oder mit mehr Charme als deren todbringende Ideologie. Oder gar umgeben mit dem Mantel neuen Lebenssinns.

Wachsamkeit ist uns ans Herz gelegt. Die Gabe der rechten Unterscheidung. Und der Mut zum rechtzeitigen Widerstehen. Weil manche und manches eben nicht durch die Tür in den Schafstall zu gelangen suchen, sondern irgendwo anders einzusteigen, wie ein Dieb oder Räuber, wie es im biblischen Einleitungsvers zur ersten These heißt. Wenn etwa die bittere Erkenntnis, dass Geld die Welt regiert und die Netzwerke global agierender Konzerne uns nicht zum Widerspruch herausfordert. Oder wenn wir gar selber diese Gesetzmäßigkeiten als sinnvolle Ordnung der Welt installieren helfen und gewissermaßen absegnen und heilig sprechen. – und gar nicht merken, dass wir nicht einmal in der Kirche vor dieser Bedrohung gefreit sind; wenn die Frage, ob etwas finanzierbar ist, schon gestellt wird, ehe wir genau hingeschaut haben, was um der Menschen und um Gottes Willen von uns gefordert ist. Wenn wir die Frage nach der angemessenen Struktur nur unter finanziellen Gesichtspunkten stellen.

Dann hilft Erinnerung weiter. Macht sie Veränderung und Zukunft möglich. Dann macht Erinnerung Sinn. Weil unser Erkennen zum Bekennen wird Und uns zum Handeln befreit. Und uns ermutigt zum Einsatz für eine Welt, wie sie nach Gottes Willen sein soll: ein lebendfreundlicher, gerechter Ort für uns und die ganze Schöpfung.

Keine andere Erinnerung hilft uns hier wirklich weiter: Nur die Erinnerung an den, der im Mittelpunkt der ersten These des Barmer Theologischen Erklärung steht: die Erinnerung an das eine Wort Gottes, das wir zu hören und dem wir im Leben und im Sterbe zu glauben und zu gehorchen haben. Die Erinnerung an Jesus, den Christus und das Ebenbild Gottes. Das bleibt. Weil die Wahrheit bleibt. Und weil Gott will, dass wir Zukunft haben. Amen.
Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.