Dank der Kirchenleitung im Rahmen der Ehrung der Ordinationsjubilar:innen beim 130. Tag der badischen Pfarrerinnen und Pfarrer in der Gartenhalle in Karlsruhe

16.10.2022

Liebe Schwestern und Brüder,
Kolleginnen und Kollegen, ob aktiv im Beruf oder im Ruhestand,
vor allem aber liebe Ordinationsjubilarinnen und Ordinationsjubilare!

Ums Danken solls gehen in diesem kleinen Beitrag, um den Dank der Kirchenleitung insbesondere an diejenigen unter Ihnen, die heute das Jubiläum ihrer Ordination feiern. Wenn es aber stimmt, was ich einmal von einem pfiffigen Kirchenjuristen gehört habe – und ich glaube er hatte recht-dass nämlich Kirchenleitung gar kein Organ ist, sondern ein Handeln auf allen Ebenen – dann danken wir uns beim Dank der Kirchenleitung im Grunde selber. Und das ist ja mit diesem Dank sicherlich nicht gemeint.

Daher ein paar Überlegungen, ehe ich noch einmal zum Thema des Dankens komme. Ich will beginnen mit dem Hinweis auf ein Buch, das noch gar nicht geschrieben ist. Ein theologisches Buch, das sich mit der Ordination der Engel beschäftigt. Sie stutzen vielleicht. Von einer Ordination der Engel haben Sie womöglich noch nie etwas gehört.

Aber wenn Gott uns Menschen nur wenig niedriger gemacht hat als die Engel, liegt es doch nahe, dass es in deren innerer Struktur auch so etwas wie eine Ordination geben könnte. Hierarchie und Gleichheit, Funktion und Aufgaben, Spezifizierung und Konkretisierung – was man in den Veröffentlichungen über die Engel, die Mächte und Gewalten so alles lesen kann, dass ist unserer kirchlichen Verfasstheit gar nicht so unähnlich.

Und wirklich: Wenn ich mir den Erzengel Gabriel anschaue, ist es zur Aufgabe der öffentlichen Wortverkündigung wahrhaftig nicht mehr weit. Das hat er schließlich ein ums andere Mal gemacht: bei Zacharias und Maria und sicher auch vielfältig sonst.

Michael, der andere Erzengel, hat die Zuständigkeit für den Erhalt der etablierten Ordnung. Er stürzt den Satan in die ewigen Abgründe hinunter.

Raphael kommt die Gabe der Heilung zu. Er ist mir von den drei eben genannten eigentlich der sympathischste. Er bleibt immer etwas im Hintergrund, aber wirkt da umso erfolgreicher.

Das Engelsein der drei bleibt davon unberührt. Engel sind sie in dem, was sie auszeichnet. Aber ihre Engelordination konkretisiert ihre Möglichkeiten und Gaben im Blick auf eine besondere Beauftragung.

Hier liegt dann schon gleich die Analogie zu unserem Dienst. Unsere Ordination erhebt uns in keinen anderen Stand. Verleiht uns keine höhere Weihe! Wir sind, was wir sind, Menschen, ausgestattet mit der uns zugeeigneten Würde der Gottesebenbildlichkeit. Theologisch ohne Unterschied einander Priesterin und Priester, seit wir aus der Taufe gekrochen sind.

Und doch sind wir mit unserer Ordination noch einmal in besonderer Weise beauftragt, in Pflicht genommen. Unser Taufzuspruch konkretisiert sich in der spezifischen Beauftragung zur Wortverkündigung und Sakramentsspendung – in der Weite der Deutung dieser beiden Begriffe.

Indem wir so also gewissermaßen unseren Engelsdienst wahrnehmen, in Kirche und Gesellschaft, an den Menschen und an der ganzen Schöpfung, tun wir einen Dienst, der Anlass gibt, dankbar zu sein. Der erste Anlass zum Dank liegt bei uns selber, weil uns diese Gaben, die wir einsetzen und die wir eingesetzt haben, als Geschenk zukommen und nicht etwas als eigenes Verdienst.

Dankbar sind uns in den allermeisten Fällen gewiss auch diejenigen, denen wir ein Stück Lebensbegleiterin und Lebensbegleiter, Ratgeberin und Ratgeber sein konnten.

Dankbar ist Ihnen allen aber auch die Gemeinschaft der Kirche als Ganze. Durch ihren Engelsdienst als Ordinierte, in der Sprache der Engel als Erzpfarrerin und Erzpfarrer, haben Sie die Kirche als Ganze zum Strahlen und Leuchten gebracht, haben Sie mitgeholfen, die Kirche in der Wahrhaftigkeit zu halten – auch wenn Sie selber das gar nicht immer gleich so wahrnehmen können oder konnten. Die Früchte unseres Einsatzes als Ordinierte können nicht selten erst die nach uns Kommenden ernten. Aber genau darin sind wir bleibend miteinander verbunden.

Darum ist es weniger der Dank der Kirchenleitung als vielmehr der Dank der ganzen Kirche, den ich Ihnen heute stellvertretend für alle zusprechen möchte. Ich tue das ausgesprochen gern und aufrichtigen Herzens. Schließlich erlebe ich gerade in meiner Aufgabe als Prälat, mit welchem Einsatz Sie im Einsatz gewesen und im Einsatz sind – gerade in diesen von solcher Krisenhaftigkeit gezeichneten Zeiten.

Und wenn wir schon beim besonderen Engelsdienst dieser Tage sind: Engel des Friedens zu werden – das ist uns aufgetragen in diesen Zeiten. Nicht nur in der Sprache der Politik die Notwendigkeiten beschreiben. Vielmehr in der Sprache Jesu den Frieden herbeifordern und herbeibeten.

Engel der Schöpfung zu sein, ist uns in unserem Dienst aufgetragen. Dem Kollaps unserer Klimasysteme entgegentreten. Die Spiele des Verdrängens und Verschweigens nicht länger mitspielen, sondern unüberhörbar Einspruch einlegen, wenn Gottes gute Schöpfung stöhnt und ächzt.

Und natürlich. Engel der Mitmenschen zu sein – darauf kommt es an. Im Zuspruch des lösenden Wortes. Im Mitgehen der Wege, wenn die Kräfte zu schwinden drohen. In der Hilfe zum Perspektivwechsel, wenn wir uns nur noch um uns selber drehen.

Der Dank wird dann nicht auf sich warten lassen. Niemand ist mehr von sich und von innen heraus zum Dank bereit als die geheilte und versöhnte Schöpfung. Gewissermaßen im Vorgriff also heute Abend ein großes Dankeschön an Sie alle – für all das, was Sie über viele oder erst wenige Jahre hier tun. Gerade durch Ihren je unterschiedlichen Engelsdienst sind Sie dabei, dem Buch der Ordination der Engel selber Gestalt und Inhalt zu geben! Möge Gott Ihren Dienst weiter segnen und uns allen immer neu Anlass zum Danken geben. 

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.