Predigtminiaturen im Abschlussgottesdienst des Zukunftstages der EKIBA am 4. März 2023 in der Johanneskirche in Etlingen

04.03.2023

Salz der Erde

Salz der Erde – was für ein schönes, sprechendes Bild! Aber Salz der Erde - will ich das sein? Bin ich das? Wäre ich nicht viel lieber die Suppe? Oder gleich das ganze Menü? Salz macht keine Karriere. Man spricht davon, wenn’s zuviel davon gibt. Oder zu wenig. Wenn es seine Funktion erfüllt, spricht man nicht darüber.

Salz der Erde zu sein – es müsste uns zuallererst bescheiden machen. Wenn das Salz seine Wirkung entfaltet, ist es unsichtbar. Hat es sich aufgelöst. Ist es nicht mehr herauszufiltern.

Als Kirche Salz der Erde zu sein, das hieße dann doch: Wir geben uns ganz hinein die Wirklichkeit dieser Welt. Entfalten unsere Wirkung bis hin zur Unkenntlichkeit. Salz der Erde zu sein meint, sich einzumischen in die Scharmützel dieser Welt. Sich zwischen alle Fronten zu wagen. Dem Geschehen Richtung und Kraft zu geben, ohne dafür im nachhinein mit Anerkennung überhäuft zu werden.

Als Kirche Salz der Erde zu sein, ist riskant. Wenn die Leute unserer überdrüssig sind, werden wir bestenfalls ins Regal zurückgestellt. Schlimmstenfalls verschüttet und zertreten – wie’s in der Bergpredigt heißt.

Aber es gibt dazu keine Alternative. Sich einzumischen und unterzumengen. Der Welt Geschmack zu geben. Und unserem Leben Kraft und Würze. Den Menschen ein Leben voller Gottvertrauen schmackhaft zu machen – darauf käm‘s doch an!

Dazu lassen wir uns stärken und singen:

In Gottes Kraftfeld stehn
In seiner Liebe gehn.
Und Salz der Erde sein.

 

Gottes Kraftfeld

Jetzt haben wir’s schon so oft gesungen – jetzt muss es Wirkung entfalten: in Gottes Kraftfeld stehen. Nein, aus eigener Kraft ist das alles nicht möglich! Transformation und Reduktion. Ekiba 2032. Wenn’s denn so einfach wäre! Und unsere eigene Kraft dafür ausreichte!

Unsere Phantasie brauchen wir schon. Auch unseren Willen. Und die Bereitschaft, Zeit und Energie zu investieren. Aber die Kirche ist mehr als nur irgendeine Organisation. Oder ein Non-Profit-Unternehmen mit guten Absichten.

Kirche ist auch eine geistliche Größe. Ein Ort der ganz entscheidend von seinem Gottesbezug lebt. Kirche verlöre ihre Bestimmung, wenn wir das außer Acht ließen. Die Kraft, die hier nötig ist, kann nicht allein aus uns heraus kommen. Gut, dass sie uns zuwächst. Gut, dass unser Vertrauen immer wieder neu gestärkt wird. In Gottes Kraftfeld werden unsere geistlichen Kräfte gestärkt und aufgeladen. Und unsere leiblichen bisweilen dazu.

Wer Kirche gestaltet auf dem Weg in die Zukunft – muss immer zu beidem bereit sein: Die eigenen Gaben zu entfalten und einzubringen – und am Ende alles von Gott her erhoffen. Es ist nicht eine Erfolgsstory, die wir den nach uns kommenden hinterlassen müssen. Eher eine Liebes und Vertrauensgeschichte. Den Erfolg gibt, wenn’s denn sein soll, ein anderer dazu.

Dazu lassen wir uns stärken und singen:

In Gottes Kraftfeld stehn,
In seiner Liebe gehn.
Und Salz der Erde sein.

 

Traugott Schächtele
Twitter: @tschaechtele
Zeitgenosse, Pfarrer, Prälat, Ehemann, Vater von 5 erwachsenen Kindern, liest und schreibt gern.